Projekte aus dem Landesverband
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Kriegsgräberstätten im Südfriedhof in Nürnberg

Allgemeine Informationen

Der Südfriedhof wurde am 1. September 1913 eröffnet. Dabei legte man bei der Planung auf eine parkähnliche Anlage Wert. Nach dem ErstenWeltkrieg wurde im westlichen Teil der Ehrenfriedhof eingegliedert. Der Südfriedhof wurde in der Folgezeit mehrfach erweitert und ist heute der größte Friedhof in Nürnberg.
Nürnberg – die Stadt der Reichsparteitage Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Nürnberg von den Nationalsozialisten als „Stadt der Reichsparteitage“ zu einem der wichtigsten Orte nationalsozialistischer Propaganda. Die Nürnberger Gesetze, auch Nürnberger Rassengesetze genannt, wurden am 15. September 1935 auf dem 7. Reichsparteitag der NSDAP („Reichsparteitag der Freiheit“) in Nürnberg einstimmig beschlossen. Mit ihnen stellten die Nationalsozialisten ihre antisemitische Ideologie auf eine formelle gesetzliche Grundlage.

Kriegsgeschehen in Nürnberg

Im Zweiten Weltkrieg war Nürnberg wegen bedeutender Standorte der Rüstungsindustrie im südlichen Stadtgebiet ein häufiges Ziel alliierter Luftangriffe. Am 2. Januar 1945 wurde so die Nürnberger Altstadt bei einem Bombenangriff fast vollständig zerstört. Auch in der fünftägigen Schlacht um Nürnberg im April 1945 wurde historische Bausubstanz zerstört. Nach dem Krieg gab es Überlegungen, die zerstörte Stadt komplett aufzugeben und an anderer Stelle neu aufzubauen.

Die Kriegsgräberstätten

Lage und Zufahrt

Der Südfriedhof erstreckt sich im südlichen Stadtgebiet entlang der Gleisanlagen des Rangierbahnhofs. Vom Haupbahnhof aus ist er mit der Straßenbahnlinie 5 leicht zu erreichen, die Haltestelle „Südfriedhof“ liegt direkt am Haupteingang des Friedhofs, an der Julius-Lossmann-Straße.

Wissenswertes

Im Südfriedhof befinden sich insgesamt zehn Gräberfelder und Mahnmale. Die Gräber in den Abteilungen 19, 20, 21 und 33 wurden für 1322 Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg (1168 Deutsche, 139 Russen und 15 Rumänen) angelegt. 1925 wurde das Gefallenendenkmal für diese 1322 Gräber errichtet. Die Anlage wurde im Herbst 1992 saniert.  In den Gräberfeldern in den Abteilungen 60 und 70 wurden 2070 gefallene Soldaten, Opfer der Bombenangriffe auf Nürnberg und gefallene Zivilisten aus dem Zweiten Weltkrieg beigesetzt. Von den dort bestatteten deutschen Soldaten sind 177 namentlich unbekannt geblieben. Unter den 476 zivilen Luftopfern befinden sich Männer, Frauen und Kinder. Bei den
sieben durch Kriegseinwirkung gefallenen Zivilisten handelt es sich um fünf Frauen, einen Schüler und ein Kind. Im Mittelpunkt der durch den Volksbund gebauten Anlage steht ein von einem Münchner Bildhauer geschaffener, mit Reliefs verzierter Sarkophag.
In dem Gräberfeld in der Abteilung 82 liegen 1950 deutsche zivile Luftopfer des Bombenangriffes auf Nürnberg vom 2. Januar 1945. Dieses Gräberfeld wurde 1958/59 errichtet.
Das Mahnmal „Glockenturm“ in der Abteilung 82 erinnert an die 6621 Männer, Frauen und Kinder, Opfer des Bombenkrieges und der Kämpfe in der Heimat von 1941 bis 1945 und ist aus Steinen der 1937 zerstörten Synagoge erbaut. Informationstafeln beim Glockenturm geben Auskunft über die damalige Zeit.

Eine Gedenktafel in der Unterstandshalle in der Nähe des Ehrenhains erinnert an französische Kriegsgefangene.
In der Abteilung 93 liegen drei große Gräberfelder:
südwestlicher Teil: Sammelgräber für 3504 russische Kriegsgefangene. Die bekannten Namen wurden im Jahr 2000 auf großen Bronzetafeln festgehalten. 354 von ihnen wurden von anderen Teilen des Südfriedhofs nachträglich in der Abteilung 93 beigesetzt. Die ersten russischen Kriegsgefangenen verstarben im Winter 1941/42 im Lager Langwasser. mittlerer Teil: Sammelgräber (Umbettungen aus anderen Bestattungsorten) für 427 verstorbene Ausländer verschiedener Nationalitäten mit rund 300 in den Rasen eingelassenen Namenssteinen. Die Herkunft der Toten ist bekannt. Es sind serbische Soldaten und Offiziere, Angehörige anderer Balkanstaaten, russische und polnische Zivilisten. Ebenso sind
die Orte ihrer ursprünglichen Bestattung bekannt. Das früheste belegte Sterbedatum für dieses Gräberfeld ist der 8. Juni 1940, weitere sechs Sterbedaten stammen aus dem Jahr 1941. Der Rest der Bestatteten verstarb zwischen 1942 und 1945 oder mit unbekanntem Datum (darunter wahrscheinlich weitere Verstorbene aus den Jahren 1940/41).
nordöstlicher Teil: Sammelgräber für 1440 verstorbene Ausländer: 618 Verstorbene aus 19 Ländern und 822 Verstorbene mit unbekannter Staatsangehörigkeit. 433 Verstorbene waren arbeitsverpflichtete Ausländer, vornehmlich „Ostarbeiter“ und 1007 sogenannte Lager-DPs [= displaced persons; von internationalen Flüchtlingsorganisationen anerkannte Ausländer in Sammellagern in Deutschland].

Von den 1440 Toten waren 149 zunächst in anderen Abteilungen des Südfriedhofs beigesetzt worden.
433 Tote stammen aus verschiedenen anderen Bestattungsorten. Sie wurden erst nachträglich hierher umgebettet. Die Gebeine der weiteren 858 Verstorbenen aus 842 Gräbern wurden am 16. Dezember 1958 aus dem ehemaligen Friedhof Langwasser ebenfalls zum Südfriedhof gebracht. Der Friedhof Langwasser wurde 1945 nach Kriegsende von Amerikanern im Bereich des heutigen Dr.-Linnert-Ringes als Lagerfriedhof angelegt. Die auf ihm Bestatteten starben alle nach Kriegsende in den Jahren 1945 und 1946.
Am nordöstlichen Ende der Abteilung 93 wurde am 6. Dezember 1984 ein  Gedenkstein aufgestellt; er wurde bewusst sehr allgemein gehalten, um möglichst allen Erfordernissen des ihm unmittelbar zugeordneten Gräberfeldes gerecht zu werden. Für die ursprünglich in Langwasser bestatteten 855 Toten ließ die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Nürnberg am heutigen Dr.-Linnert-Ring im Juni 1995 ein Denkmal mit nebenstehender Inschrift errichten:

„Bewahre deine Seele gut, dass du nicht vergisst, was deine Augen gesehen haben (5 Mose 4,9). “

Ausländer- und Kriegsgefangenenfriedhof

Von 1945 bis 1946 wurden hier 842 ehemalige Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und staatenlose Ausländer begraben, die entkräftet durch die erlittenen Entbehrungen der Kriegszeit, der Tod dahinraffte.

Den Friedhof betreute bis zu seiner Auflösung 1958 die orthodoxe Lagergemeinde unter Oberpriester Nikolai Michnenko.

Ihre letzte Ruhestätte fanden die Toten auf dem Südfriedhof neben den Massengräbern der 3000 russischen Kriegsgefangenen, die von 1941 bis 1945 in den Barackenlagern von Langwasser ums Leben kamen.