Meldungen aus dem Landesverband Bayern
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Unterfranken beim Arbeitseinsatz am Futapass

Freiwillige aus Großwenkheim und Burglauer engagieren sich nach Corona-Zwangspause auf großer Kriegsgräberstätte in Italien

Umfangreiche Mäharbeiten waren unter anderem am Futa-Pass erforderlich. Rund sechs Hektar Fläche wurden während des Einsatzes bearbeitet. Erich Fries

Es ist eine fast kontemplative Arbeit: Mit einer Motorsense in der Hand Gras schneiden auf einem Soldatenfriedhof in Italien. Während das knatternde Geräusch der Maschine von Ohrschützern gedämpft werden muss, beschäftigen sich die eigenen Gedanken mit den Ereignissen zwischen Juni 1944 und April 1945 in Italien und hier auf dem Futa-Pass in Italien.

Der Pass war Teil der sogenannten „Gotenlinie“, die den Vormarsch der alliierten Truppen aufhalten sollte. Die meisten der auf dem Soldatenfriedhof Futa-Pass bestatteten Soldaten fielen ab Ende August 1944 zwischen Carrara am Ligurischen Meer und dem Raum um Rimini. Die Namensdaten auf den Grabplatten weisen viele junge Menschen aus, die hier beigesetzt wurden. Albrecht Günter (Block 18, Grab 43) liegt zum Beispiel hier. Der Gefreite wurde gerade mal 19 Jahre alt. Walter Creuzmann fand hier seine letzte Ruhe, 20 Jahre alt, er war ebenfalls Gefreiter (Block 50, Grab 628). Viele der gefallenen Männer waren in den 30ern, herausgerissen aus ihren Leben, hineingeworfen in einen Krieg. 30.800 gefallene Soldaten fanden am Futa-Pass in Italien ihre letzte Ruhestätte, fern der Heimat.

Ihre und die Gräber anderer gefallener deutscher Soldaten in Europa zu pflegen, diese Aufgabe nehmen Freiwillige der Reservistenkameradschaft Großwenkheim schon seit etlichen Jahren in Angriff. Die jährlich zweiwöchigen Arbeitseinsätze (zwei Gruppen, jede je eine Woche) wurden 2020 durch die Corona-Pandemie unterbrochen. Da ging nichts. In diesem Jahr kamen Gruppen aus Bayern wieder zu einem Einsatz, unter anderem die Mannschaft aus Großwenkheim. Die allerdings durch Krankheit und persönliche Umstände stark dezimiert war. Dankeswerterweise sprangen sechs Kameraden des Soldatenbundes aus Burglauer in die Bresche, so dass der Arbeitseinsatz wie gewohnt durchgeführt werden konnte.

Die Bundeswehr sorgte mit zwei Soldaten, Tobias Pauli und Berwan Günebakan, aus der Mainfrankenkaserne in Volkach wieder für den Fahrdienst. Die beiden arbeiteten zwei Wochen lang an der Seite der Reservisten mit. Die Anreise von fast 1000 Kilometern in die Nähe von Florenz war eine der längeren Anfahrten zu einem Arbeitseinsatz. Die Reservisten bezogen ihr Quartier und stimmten mit Friedhofsverwalter Michael Caldari die Arbeiten der nächsten Tage ab. Die wesentliche Arbeit war das Enfernen des Grases mit Motorsensen um die Grabplatten herum. Das Areal umfasst zwölf Hektar, so schnell ging den Arbeitern das Gras also nicht aus.

Daneben gab es an einem neuen Gebäude der Anlage noch einige Verschönerungsarbeiten durchzuführen, um die sich Martin Ziegler  kümmerte. Er hat Platten verlegt und weitere Teile verputzt. Am Ende konnte sich die Bilanz der fleißigen Reservisten sehenlassen: Um rund 10 000 Grabplatten herum wurde das Gras entfernt, dabei rund sechs Hektar Fläche bearbeitet, Maurer- und Verputzerarbeiten erledigt und der Umzug mit Möbeln und Inventar in ein neues Haus bewerkstelligt. Es gehört vor Ort natürlich immer eine Gedenkstunde für die gefallenen Soldaten dazu, es ist obligatorisch, dass die Großwenkheimer einen Kranz zum Gedenken an die gefallenen Soldaten niederlegen.

Und es wird nicht nur gearbeitet, schließlich gibt es auch ein arbeitsfreies Wochenende. Das nutzten die Reservisten für eine Stadtbesichtigung in Florenz, für die sie sich einer Stadtführerin für zwei Stunden anvertrauten. Am Sonntag ging es dann nach Pisa, wo man den schiefen Turm besichtigen konnte.

Corona war für die eingesetzten Reservisten im Übrigen kein Problem. Die meisten der Teilnehmer waren vollständig geimpft, des Weiteren war die Unterbringung direkt am Soldatenfriedhof mit Selbstverpflegung organisiert, so dass die Männer gleichsam in einer „eigenen Blase“ lebten. Ansonsten hielt man sich an die üblichen Corona-Regeln, die in Italien nicht viel anders sind als in Deutschland.

In diesem Jahr nahmen an dem Arbeitseinsatz teil: Erich Fries (Großwenkheim/Burglauer), Heribert Gessner (Großwenkheim), Martin Ziegler (Großwenkheim), Helmut Hesselbach (Kleineibstadt), Alfred Veeth (Kützberg), Oskar Katzenberger (Burglauer), Richard Hofmann (Burglauer), Alexander Koch (Burglauer), Oswald Back (Burglauer), Reinhard Dinkel (Burglauer), Helmut Dinkel (Burglauer) sowie Tobias Pauli und Berwan Günebakan (beide Bundeswehr). Text: Paul Ziegler