Meldungen aus dem Landesverband Bayern
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Vor 80 Jahren begann der Balkanfeldzug

Gräber auf dem Oberen Katholischen Friedhof II in Regensburg zeugen vom Schicksal jugoslawischer Kriegsgefangener.

Jugoslawische Kriegsgefangene kamen als Zwangsarbeiter auch nach Regensburg. Auf dem Oberen Katholischen Friedhof II haben 20 von ihnen ihre letzte Ruhe gefunden. Foto: Dr. Dario Vidojković/Volksbund

Am 6. April 1941, vor genau 80 Jahren, begann das nationalsozialistische Deutschland den Blitzkrieg gegen Jugoslawien und Griechenland. Der deutsche Verbündete Benito Mussolini hatte Griechenland bereits Monate zuvor, Ende Oktober 1940, überfallen. Jedoch mussten die Italiener im Kampf mit der griechischen Armee herbe Rückschläge einstecken. Zudem erhielten die Griechen britische Unterstützung. Nachdem Adolf Hitler beschlossen hatte, die Sowjetunion anzugreifen (Unternehmen „Barbarossa“, womit am 22. Juni 1941 der deutsche Überfall auf die Sowjetunion begann), musste er sich des Balkans als eines der Aufmarschgebiete für sein gegen die Sowjetunion gerichtetes Unternehmen sicher sein („Ruhe in Südost“). Deshalb rückte das bis dahin neutrale Königreich Jugoslawien in seinen Focus. Unter Drohungen und Versprechungen erreichte Berlin mit der Belgrader Regierung am 25. März 1941 den Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt. Allerdings wurde die damalige jugoslawische Regierung von jugoslawischen Offizieren zwei Tage später gestürzt, in Belgrad kam es zu spontanen Demonstrationen und Kundgebungen gegen den Beitritt zum Dreimächtepakt. Für Hitler war damit klar, dass er das Land nun militärisch und politisch zerschlagen wollte. Zugleich stand auch sein Entschluss fest, dem in Griechenland bedrängten italienischen Bundesgenossen beizustehen und die Briten, die dort seitdem in nicht unerheblicher Zahl gelandet waren, aus dem Balkan zu vertreiben, um somit die für die deutsche Kriegsmaschinerie wichtigen Ölfelder in Rumänien zu schützen.

So begann die Luftwaffe in den frühen Morgenstunden des 6. April 1941 das „Unternehmen Strafgericht“, die Bombardierung der inzwischen zur offenen Stadt erklärten jugoslawischen Hauptstadt Belgrad. Zugleich rückte die Wehrmacht mit ihren Divisionen in Jugoslawien und Griechenland, ohne vorherige Kriegserklärung, ein. In Belgrad bereitete sich die Bevölkerung gerade auf das orthodoxe Osterfest vor, weshalb viele Zivilisten in den Straßen der Stadt unterwegs waren. Drei Tage dauerten die furchtbaren Luftangriffe, welche die wehrlose Stadt in Schutt und Asche legten, nach verschiedenen Berichten sollen an die 17.000 Einwohner das Leben dabei verloren haben. Aufgrund von bereits vorherrschenden inneren Spannungen und Zerwürfnissen bestand in Jugoslawien keine einheitliche Führung mehr, die Slowenen und Kroaten im Nordwesten des Landes begrüßten vielmehr den deutschen Einmarsch und schon am 10. April 1941 proklamierten die Kroaten unter ihrem „Führer“ Ante Pavelić und seiner an die SS angelehnten Ustascha den sogenannten „Unabhängigen Staat Kroatien“. Die noch verbliebenen jugoslawischen Einheiten, meist noch aus Serben bestehend, leisteten zwar Widerstand, konnten jedoch mit ihrer veralteten Ausrüstung gegen die Blitzkriegerprobte deutsche Wehrmacht und der Übermacht ihrer Verbündeten, den Ungarn und den Bulgaren, nichts entgegensetzen. So musste Jugoslawien schon am 17. April 1941 kapitulieren. In Griechenland hingegen zogen sich die Kämpfe, vor allem auf Kreta, noch bis Anfang Juni 1941 hin. Das alles verzögerte Hitlers Angriffsplan auf die Sowjetunion um mehrere Wochen, sodass das Unternehmen „Barbarossa“ erst am 22. Juni 1941 beginnen konnte. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung dort konnten dies womöglich kriegsentscheidende Wochen gewesen sein, da die deutschen Armeen es nicht mehr vor dem Einsetzen des Winters schafften Moskau einzunehmen.

Nach den Kapitulationen Jugoslawiens und Griechenlands gerieten beide Länder unter deutsche Besatzungsherrschaft, insbesondere Jugoslawien wurde unter Deutschland und seinen Verbündeten aufgeteilt. Die Ustascha ihrerseits begann mit einer brutalen Verfolgungskampagne gegen alle Nichtkroaten, und dem daraus resultierenden Genozid fielen mehrere hunderttausend Serben sowie an die 40.000 Juden und über 20.000 Roma zum Opfer, vor allem im berüchtigten kroatischen Vernichtungslager Jasenovac. In Jugoslawien, aber auch in Griechenland, bildete sich gegen die Okkupation recht bald ein starker Widerstand heraus, und es kam auch zu einem Krieg im Krieg. So bekämpften die verschiedenen Widerstandsgruppen nicht nur die Deutschen und Kollaborateure, sondern auch sich gegenseitig (monarchistisch gesinnte Widerstandsgruppen in Jugoslawien wie die Tschetniks gegen die kommunistischen Partisanen unter Führung Josip Broz Titos). So bildete der Balkan bis Mai 1945 einen brutalen Kriegsschauplatz, dem über zwei Millionen Menschen zum Opfer fielen.

Die Deutschen verschleppten zahlreiche nach der Kapitulation gefangengenommene Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in Deutschland. So kamen u. a. auch ehemalige Angehörige der königlich jugoslawischen Armee ins Reich, auch nach Regensburg, wo sie in den Messerschmitt-Flugzeugwerken arbeiten mussten. Bei der Bombardierung dieser Werke durch die alliierten Bomberflotten kamen neben den Regensburger Bürgern auch zahlreiche Zwangsarbeiter ums Leben, so auch einige der jugoslawischen Kriegsgefangenen. Auf der Kriegsgräberstätte Oberer Katholischer Friedhof II ruhen 20 Jugoslawen (die meisten davon Serben; die untenstehenden Namen und Daten sind den Aufschriften der Gräber entnommen):

  • Iwan Petrovic (keine Daten)
  • Milan Milovanovic (10.4.12 – 13. 1.42)
  • Stevan Babovic (26.9.83 – 11.7.41)
  • Kuzmann Konjevic (24.2.04 – 22.4.43)
  • Zdravko Dukic (24.8.01-21.7.41)
  • Nikola Zivkovic (12.12.07 – 11.11.41)
  • Vladeta Miljakovi (richtig geschrieben „Miljaković“, 30.6.07 – 13.2.42)
  • Zivojin Stepanovic (21.1.24 – 24.12.42)
  • Vladisow Nikolic (richtig geschrieben „Vladisav“, 10.2.11 – 11.8.42)
  • Dragoljub Stokic (23.3.10 – 11.3.42)
  • Husejin Ahmetovic (4.4.16 – 29.5.42)
  • Petar Premasunac (14.5.15 – 28.1.42)
  • Zivota Milosevic (8.3.06 – 7.2.42)
  • Blagoje Jovic (10.3.11 – 6.4.43)
  • Petar Ristic (44. Jahre – 7.3.45)
  • Simon Milinkovic (10.8.00 – 8.4.43)
  • Triwo Knczevic (richtig geschrieben „Trivo Knežević“, 25.7.15 – 14.1.43)
  • Zivorad Matic (1.10.17 – 2.1.45)
  • Dragoljub Ilic (3.2.05 – 31.10.42)
  • Milorad Stojadinovic (15.9.18 – 12.12.43)  

An den obigen Geburts- und Sterbedaten kann man ersehen, dass es sich dabei in der Mehrzahl um junge Männer gehandelt hat. Mögen sie unvergessen bleiben und möge ihr Tod uns als Mahnung zu Frieden und Völkerverständigung dienen! Text: Dr. Dario Vidojković