Meldungen aus dem Landesverband Bayern
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Nachdenkliche Worte am Volkstrauertag

Kranzniederlegung in Amberg durch den Volksbund-Bezirksvorsitzenden, Abteilungsdirektor a. D. Richard Glombitza. Simon Hauck / Stadt Amberg

Überall in der Oberpfalz wurde am Volkstrauertag der Kriegstoten gedacht. Dabei stand dieser Volkstrauertag ganz im Zeichen der gegenwärtigen Kriege und Konflikte in der Welt, speziell in der Ukraine und in Nahost, was ihn aktueller denn je machte.

In Amberg fand heuer traditionell am Vorabend des Volkstrauertages die Zentrale Volkstrauertagsveranstaltung des Bezirksverbandes Oberpfalz im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. statt. Zahlreiche Verbände legten Kränze zum Gedenken an die Kriegstoten vor dem Kriegerdenkmal vor dem Amberger Rathaus ab, darunter Mitglieder des BRK-Kreisverbands, der Freiwilligen Feuerwehr, der Bundeswehr, des Volksbund-Bezirksverbandes sowie der Traditionsvereine. Die bereitgestellten Fackelträger von Bundeswehr und Feuerwehr umrahmten eindrucksvoll die Szenerie.

Als erster sprach der Amberger Oberbürgermeister Michael Cerny, zugleich Kreisvorsitzender im Volksbund-Bezirksverband, vor gut 200 anwesenden Menschen. Er machte klar, dass man damit bewusst machen wolle, wie wichtig der Frieden für unsere Welt sei. Dass man auch weiterhin den Volkstrauertag brauche, zeigten gerade der Krieg in der Ukraine und die Terrorakte der Hamas in Israel: „In diesen Wochen spüren wir umso deutlicher, dass ein Leben in Frieden und Freiheit eben nicht selbstverständlich ist.“ Cerny verwies darauf, dass in Amberg allein über 700 Kriegsflüchtlinge Schutz gefunden haben. Die Trauer und das Leid der ukrainischen Flüchtlinge, welche Nachricht vom Tod eines Angehörigen erhalten haben, zeige, „in wie vielen hunderttausenden Einzelschicksalen der Krieg die Träume junger Menschen, die Pläne von Familien und die Liebe zwischen zwei Menschen“ zerstöre.

Er erinnerte daran, dass es solche Schicksale und Menschen auch in Russland gebe. Cerny ging in seiner Ansprache auch auf die grausamen Angriffe der islamistischen Hamas in Israel ein: „Seit dem 7. Oktober haben zudem Mitbürger mitten unter uns wieder Angst. Angst, ihren Glauben offen zu zeigen. Angst davor, in die Synagoge zu gehen“. Genauso würden aber auch Menschen um Angehörige oder Freunde im Gaza-Streifen bangen, welche dort als menschliche Schutzschilde missbraucht würden, so der Oberbürgermeister. Cerny beendete seine nachdenkliche Ansprache mit einem Dank an die Anwesenden dafür, dass sie zusammengekommen seien, „um zu zeigen, dass wir allesamt bereit sind, die Verantwortung für den Erhalt des Friedens anzunehmen und dass wir gemeinschaftlich einstehen wollen für Freiheit, Demokratie und eine gerechte Gesellschaft“.

Für den Bezirksverband Oberpfalz im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sprach der Bezirksvorsitzende Abteilungsdirektor a. D. Richard Glombitza. Die Worte Krieg und Gewalt, so Glombitza, gewönnen „an schlimmer Aktualität“. „Wir leben in Schärfungszeiten“, stellte er fest. Der Krieg in der Ukraine dauere immer noch fort und eine Lösung sei nicht in Sicht. „Erinnern und daraus eine friedliche Zukunft gestalten, das sind zwei Seiten einer Medaille. Die heute zutiefst menschliche Anteilnahme ist der Quell für unser Bekenntnis zur Humanität und zum Frieden.“ Glombitza verwies auf die zahlreichen Kriegsgräberstätten des Volksbundes im Ausland und auf die dort massenhaft ruhenden Kriegstoten, welche uns zeigten, was Kriege anrichteten.

Am Volkstrauertag gehe es darum, an all diese Kriegstoten sowie auch an die Opfer anderer Kriege und Terrorakte unserer heutigen Zeit zu erinnern, wobei er auch auf die schwindende Zahl der noch lebenden Zeitzeugen einging: „Längst sind es die Enkel oder Urenkel, die Fragen stellen, denen ein Name auf einem Grabkreuz oder einer Stele viel bedeuten“. Glombitza warf die Frage auf, was die Menschen aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges gelernt hätten, und warum dann immer wieder Terror, Gewalt und Mord passieren. Man habe seit dem letzten Jahr „auf sehr schmerzliche Weise erneut lernen“ müssen, „dass Krieg auch wieder in Europa möglich ist und in skrupelloser Weise als Mittel der Machtpolitik eingesetzt wird.“

Aus der Sicht eines Soldaten sprach dann Oberstleutnant Martin Hillebrand vom Logistikbataillon 472 vom Bundeswehr-Standort Amberg-Kümmersbruck. Am Volkstrauertag gedenke man ungeheuer vieler Menschen, die „Opfer von Gewalt und Krieg wurden“, egal ob es Zivilisten oder Soldaten seien: „Wir denken an Kinder, Frauen und Männer, egal welcher Herkunft, Rasse, Glauben, Orientierung oder Haltung.“ Darum mahne der Volkstrauertag zur Verständigung und zur Versöhnung unter den Menschen und zum Frieden. Hillebrand erinnerte, dass seine beiden Großväter zwar lebend aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt seien, jedoch emotionale Wunden davon trugen, welche auch er als kleiner Junge verspürt habe. Deren Erzählungen über Gefallene haben ihn dazu auch bewogen, selbst Soldat zu werden. Hillebrand hat bei Kriegsgräberpflegeeinsätzen mitgemacht und sich auf den Kriegsgräberstätten mit dem Tod im Krieg auseinandergesetzt: „Ich habe mich gefragt, wenn ich deutlich früher geboren, auch einer von diesen jungen Männern gewesen wäre“. Deshalb werde die Sinnlosigkeit von Kriegen gerade an solchen Orten besonders greifbar. Die Kriegsgräberpflegeinsätze regten die daran beteiligten jungen Soldaten zum Nachdenken an. Und er schloss mit den Worten: „Kriege haben keine Gewinner“.

In Regensburg, am Sitz der Volksbund-Bezirksgeschäftsstelle, ist der Volkstrauertag traditionell im Stadtpark beim Ehrenmal begangen worden. Neben einer Ehrenabordnung der Bundeswehr unter Oberst Bernhard Brock, Kommandeur des Regionalstabs Territoriale Aufgabe Bundeswehr Ost, nahmen daran erneut Abordnungen der Feuerwehr sowie der Landsmannschaften teil. Daneben haben sich auch Stadträte, darunter der Kreischef der CSU Michael Lehner, Ellen Bogner sowie für die SPD Dr. Thomas Burger, weiter Vertreter des ZAW in Regensburg, Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr, eine Fahnenabordnung der Vereine der Stadt sowie der kürzlich neu gewählte Regensburger Landtagsabgeordnete Jürgen Eberwein eingefunden. Für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge waren vertreten der Regensburger Kreisvorsitzende Dr. med. Theophil Schindler sowie der Bezirksgeschäftsführer Dr. Dario Vidojković. Die Bläserphilharmonie sowie der Mädchenchor der Regensburger Domspatzen begleiteten die Gedenkstunde musikalisch. Gekommen waren über hundert Regensburger Bürger, trotz strömenden Regens.

Heuer sprachen Violetta Vollmer und Erna Ramić, Schülerinnen der Otto-Schwerdt-Mittelschule. An die Anwesenden gewandt, richteten auch sie nachdenkliche Worte. Man habe sich versammelt, nicht um zu feiern oder fröhlich zu sein, sondern um an einem Tag des Gedenkens und der Trauer zusammenzukommen, so Vollmer. Der Volkstrauertag erinnere daran, dass Frieden und Menschlichkeit nicht selbstverständlich seien, auch gedenke sie natürlich an die Opfer von Kriegen und Gewalthandlungen weltweit. Neben Zivilisten und Soldaten erinnere man auch „an die unermüdlichen Helferinnen und Helfer, die in humanitären Organisationen arbeiten und ihr Leben für die Rettung anderer riskieren“. Die Geschichten und Schicksale hinter den Kriegerdenkmälern seien oft traurig und bewegend: „Junge Männer und Frauen, die ihre Träume und Hoffnungen aufgeben mussten, um für ihre Heimat zu kämpfen. Familien, die den Verlust von Angehörigen verkraften mussten, die nie zurückkehrten“. Das Leid und die Trauer, die Kriege verursachen, seien unermesslich, schloss Vollmer.

Erna Ramić betonte, dass man am Volkstrauertag auch aus der Geschichte lernen könne, denn man solle sich „gemeinsam dafür einsetzen, dass sich die schrecklichen Ereignisse nicht wiederholen.“ Frieden, Toleranz und Verständigung, unterstrich die Schülerin, seien die Grundlagen für eine bessere Zukunft. Konflikte sollten durch Dialog, und nicht mit Gewalt gelöst werden. Und gerade heute in einer Welt voller Konflikte und Spannungen sollte nicht vergessen werden, wie wichtig der Gedanke des Friedens und der Versöhnung sei. Die Schülerinnen schlossen mit dem Appell, nachzudenken, wie jeder dazu beitragen könne, dass sich die Welt zu einem besseren Ort entwickeln könne, an dem Frieden und Menschlichkeit im Mittelpunkt stünden.

Ihre Ansprache eröffnete Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer mit einem Zitat von Willy Brandt: „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts“. Schalte man die Nachrichten ein, dann sehe man, dass er damit jeden Tag recht habe. Die Oberbürgermeisterin ging besonders auf die Terrorakte der Hamas in Israel ein, die „durch nichts zu rechtfertigen“ seien. Maltz-Schwarzfischer mahnte vor dem Hintergrund der eskalierenden Spannungen vor einer Ausweitung des Krieges im Gaza-Streifen zu einem Flächenbrand. Ebenso ging sie auf den Ukraine-Krieg ein und zeigte sich erschüttert von den Berichten des Bürgermeisters von Odessa, einer Regensburger Partnerstadt, als er erst vor kurzem in der Domstadt zu Besuch war. In ihr Gedenken schloss sie alle Opfer von Krieg und Gewalt ein, aber auch die Opfer von Hass und Verfolgung. Nach ihrer Ansprache gedachte Maltz-Schwarzfischer gemeinsam mit Oberst Brock mit einer gemeinsamen Kranzniederlegung der Kriegstoten. Mit dem Abspielen der deutschen Nationalhymne klang das würdevolle Gedenken aus. Text: Dr. Dario Vidojković