Projekte aus dem Landesverband
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Kriegsgräberstätte Neumarkt/Oberpfalz

Blick auf das Ehrenmal (Bild: Volksbundarchiv)

Kriegsgeschehen in Neumarkt

Kein Krieg in der Jahrhunderte alten Geschichte Neumarkts hatte derartig zerstörerische Folgen wie der Zweite Weltkrieg. In den ersten Kriegsjahren kannte man Tod und Zerstörung nur als fernes Geschehen. In Neumarkt fühlte man sich lange Zeit in Sicherheit, so auch die Evakuierten aus den Großstädten im Norden, die hier Zuflucht suchten.
Doch unweit der Stadt im Süden wurde das hergestellt, was Hitler für seinen totalen Krieg so dringend benötigte: Das Neumarkter Sprengstoffwerk lieferte Handgranaten und Minen für die Soldaten an der  Front.  Amerikanische Aufklärungsflugzeuge hatten das Terrain bereits im August 1944 erkundet, so dass man in Washington genau über die Situation vor Ort unterrichtet war. Mit Fortschreiten des Krieges wurden in den Sprengstoffwerken – wie auch in anderen Neumarkter Fabriken – verstärkt Zwangsarbeiter eingesetzt.  Die große Kreisstadt Neumarkt/Oberpfalz war in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges noch Zentrum schwerer und verlustreicher Kämpfe. Große Teile der Stadt waren nur noch ein Trümmerhaufen. Am 23. Februar und am 11. April 1945 fielen Bomben auf Neumarkt.
Nachdem der Widerstand der SS am 22. April gebrochen war, glich die Stadt einer trostlosen Steinwüste. Hier und dort loderten noch Brände auf. Der Feuersturm hatte ausgebrannte Häuser mit gespenstischen Fassaden hinterlassen; entlang der Marktstraße waren lediglich zwei Häuser verschont geblieben. Im historischen Stadtkern von Neumarkt lagen 92 Prozent der Bausubstanz in Trümmern.

Die Kriegsgräberstätte

Lage und Zufahrt

Wenn man aus der Stadt in Richtung Amberg fährt, stößt man kurz vor dem Ortsausgang auf der rechten Seite auf das Hinweisschild „Kriegsgräberstätte“. Den Schildern folgend, erreicht man über die Pelchenhofer Straße den Föhrenweg. In einem Waldstück links liegt am Föhrenweg eine der größten Kriegsgräberstätten Bayerns.

Wissenswertes

An den Hängen des Fuchsberges hatte die nationalsozialistische Führung 1942 eigens ein Lager eingerichtet, von dem aus die verschleppten Menschen in Industriebetriebe weitergeleitet wurden. Besonders katastrophale Zustände  herrschten im Gebäude der einstigen Kunstmühle, wo russische Kriegsgefangene unter menschenunwürdigen Bedingungen interniert waren. Viele von ihnen starben an Epidemien und fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem städtischen Friedhof und auf einem Grundstück an der Pelchenhofer Straße. Bei Kriegsende zählte man 1192 Tote, bis zur endgültigen Auflösung des Lagers im August 1949 kamen 216 Todesfälle hinzu. Mitte der 1950er Jahre begann man mit den ersten Umbettungen. So wurden 96 ausländische Kriegstote des Ersten Weltkrieges sowie die im Zweiten Weltkrieg verstorbenen 221 russischen Zwangsarbeiter auf den Friedhof am Föhrenweg umgebettet. Auch die in der Nähe des so genannten Reservelazaretts II (heute Mühlstraße 17) Bestatteten wurden verlegt. Von den dort zwischen 1941 und 1945 verstorbenen 500 kriegsgefangenen russischen Soldaten sind keine Namen mehr bekannt. 21 starben noch nach ihrer Befreiung vom 20. April bis 23. Mai 1945. In den 50er Jahren beschloss die Bayerische Staatsregierung zusammen mit der Stadt Neumarkt und dem Landesverband Bayern des Volksbundes, die Grabanlage am Föhrenweg zu einer Sammelan-lage auszubauen. Die in über 300 bayerischen Gemeinden in Feldgräbern und provisorischen Grablagen ruhenden Ausländer kamen meist aus Russland, Polen, Jugoslawien und Rumänien und wurden hierher umgebettet. Nach der Fertigstellung wurde die Anlage am 19. Oktober 1966 der Stadt Neumarkt übergeben.
Im Eingangsbau zeigen zwei Reliefs, aus welchen Gemeinden Bayerns die Toten gekommen und wo die Grabfelder zu finden sind. Eine Tafel aus dem Jahr 2011 erinnert an weitere Lager in Neumarkt und ausländische Tote bei den Bombenangriffen. Auf den Grabfeldern links und rechts des Hauptweges zum zentralen Mahnmal liegen Pultsteine aus Granit und geben auf  Bronzetafeln Auskunft über Namen und Daten der hier ruhenden 5045 ausländischen Kriegsopfer, darunter 3373 sowjetische Frauen, Kinder und Männer. Am Ende des Weges ragt das zentrale Mahnmal mit der schlichten Inschrift auf: „Leid und Opfer der Toten brenne als Mahnung in unseren Herzen.“

Diesen Text mit weiteren Informationen über Einzelschicksale finden Sie hier als Pdf zum Herunterladen.